Freisprechung
47 Zimmerer in den Gesellenstand erhoben
177 ehemalige Auszubildende der Kreishandwerkerschaft Miesbach/Bad Tölz-Wolfratshausen wurden kürzlich in Miesbach in den Gesellenstand erhoben. Bei der auf eine rund 700-jährige Tradition zurückgehenden Freisprechung lobten die Laudatoren den Fleiß der jungen Frauen und Männer, zeigten ihnen beste Zukunftsperspektiven auf und stellten heraus, dass das sogenannte „Regierungs-Handwerk“ und daraus entstandene Fehler so gar nichts mit dem ehrbaren Handwerk zu tun hat.
„Gott hat die Welt erschaffen, den Rest die Handwerker und wir sind noch lange nicht fertig“, begrüßte Kreishandwerksmeister Martin Heimgreiter, in seiner launigen, aber auch nachdenklichen und viel beklatschten Festrede die Freizusprechenden und Gäste im vollbesetzten Waitzinger Keller.
Bevor Heimgreiter die jungen Frauen und Männer mit dem traditionellen Spruch in den Gesellenstand erhob, im Kreis der Handwerkskollegen willkommen hieß und die Prüfungszeugnisse mit Gesellenbriefen verteilt wurden, erinnerte er an ihren Fleiß und Durchhaltevermögen. „An der Schwelle vom Jugendlichen zum Erwachsen war es bestimmt nicht immer einfach, am Montag früh im Betrieb zu stehen und so zu tun, als ob am Wochenende nix gewesen wäre. Aber ihr habt euch nicht abbringen lassen, und das verdient unser aller Anerkennung und Lob.“
Dass man in der Lehrzeit das Handwerk „nicht vom Zuschauen“, sondern „mit Hand und Verstand, Talent und Fähigkeit“ lernt, sei eine Sache, eine weitere das Erlernen von Sozialkompetenzen und dem guten Umgang miteinander. „Leistungswille und Solidarität heißt, dass wer für sich selbst sorgen kann, dies auch zu tun hat. Nur dann können wir für die, die das nicht können, einen angemessenen Lebensstandard ermöglichen“, hob Heimgreiter hervor, dass für diese Grundlage der sozialen Marktwirtschaft die seit 70 Jahren für Freiheit und Verantwortung stehen, das Handwerk ein unverzichtbarer Teil ist.
„Deswegen passt‘s weiter auf, engagiert euch in Vereinen und politisch, informiert euch bei öffentlich-rechtlichen Medien und Zeitungen und geht nicht den Sprüchemachern im Netz auf den Leim, die Unwahrheiten und Missgunst verbreiten.“ Einen speziellen Seitenhieb mochte sich Heimgreiter nicht verkneifen: „Wir müssen uns wehren, wenn in der Politik von handwerklichen Fehlern geredet wird. Das ehrbare Handwerk ist nämlich solide und wertbeständig.“
Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, gratulierte zur abgeschlossenen Lehre, die, wie er ins Gedächtnis rief, vor drei Jahren mitten in die Corona-Zeit unter erschwerten Bedingungen begann: „Sie haben das mit Unterstützung der Lehrbetriebe, Schulen und Ihrer Eltern, aber allem voran mit hohem Engagement und Durchsetzungswillen, geschafft. Zu Recht steht ihnen heute die Welt offen.“
Peteranderl riet dazu, das Erlernte zu vertiefen, neugierig zu bleiben und traditionelle und innovative Verfahren miteinander zu verbinden und sich weiterzubilden: „In keinem Wirtschaftsbereich ist die Chance so groß, selbst im Chefsessel zu sitzen und eigene Ideen und Gedanken umzusetzen.“ Engagement sei aber auch außerhalb der Berufswelt gefordert: „Sie alle haben das Zeug dazu und brauchen sich nicht auf der Straße festkleben, um etwas voranzubringen.“
(Text: Herr Hacker, Merkur)